Wohnen, wie ich will - im Smart Home
Ein Gastbeitrag von Karl-Heinz Ende
“Wohnen, wie ich will!” - diese Schlagzeile hätte auch gut in unsere Tagung am 28 Oktober in Dortmund gepasst. Wenn “Digitale Alltagshelfer” diesen Wunsch möglich machen, werden meiner Einschätzung nach die Seniorinnen und Senioren keine Berührungsängste zeigen. Das ist der Eindruck, den die lebhaften Diskussionen in den beiden Workshops “Leben in der Stadt der Zukunft” und "Digitalisierung als Vitaldienst” bei mir hinterlassen haben. Gefunden habe ich “Wohnen wie ich will” Anfang November in der “4. Demographiewoche Rheinland-Pfalz”. Beeindruckt haben mich zwei Konzepte, die ich kurz vorstellen möchte:
Wohnanlagen nach dem “Bielefelder Modell” - Beispiel “Nils” in Kaiserslautern
Nils ist die Abkürzung für: Nachbarschaftliches, inklusives, lebenswertes, selbstbestimmtes Wohnen im Quartier und stützt sich auf das ehrenamtliche Engagement der Mieter. In einem Wohnviertel mit guter Infrastruktur wurde eine Wohnanlage mit ca. 40 Wohnungen gebaut, komplett barrierefrei. Integriert ist ein Pflegedienst, ein “Ort der Begegnung (Wohncafé “Gudd Stubb”) und eine Quartiers-Koordinatorin, die das “Zusammenleben” der Mieter unterstützt. Die Mieter werden danach ausgesucht, ob sie bereit sind sich ehrenamtlich gegenseitig zu unterstützen. Der Pflegedienst muss erst bezahlt werden, wenn er in Anspruch genommen wird, also keine Pflegepauschale. Träger der Anlage ist die städtische Bau AG. Die nächste Anlage mit 60 Wohnungen wird gerade bezogen, weitere sind in Planung. Das Konzept wird öffentlich gefördert vom Ministerium für Demographie in Mainz (als Alternative zum Pflegeheim).
Das Pilot-Projekt “Netzwerk Gesund und Aktiv” (NWGA) in Hamburg
Dort nutzt man “Paul”, einen Tablet-Computer mit einer speziellen Software als Kommunikationsmittel. Paul ist die Abkürzung für Persönlicher Assistent für Unterstütztes Leben.
Unter Federführung der Technikerkasse prüfen drei weitere Krankenkassen, zwei Pflegedienste und ca. 900 Mitglieder der Krankenkassen in Bestandswohnungen wie ein selbstständiges Leben ohne Pflegeheim realisiert werden kann. Das Projekt läuft vier Jahre und wird vom Zukunftsfond der gesetzlichen Krankenkassen finanziert.
Was ist eigentlich Smart Home?
Im "Wegweiser durch die digitale Welt" der BAGSO wird Smart Home so erklärt:
In einem Smart Home sind viele Geräte miteinander vernetzt, um Ihnen das Wohnen möglichst bequem, sicher und einfach zu machen. Sie können über eine zentrale Steuerung zum Beispiel die Haustür überwachen, den Rollladen und das Garagentor bedienen, verschiedene Lichtelemente und Küchengeräte steuern oder die Heizung ein- und ausschalten. Sie benötigen dafür intelligente Geräte wie Schalt- und Messsteckdosen, Heizkörper- und Raumthermostate, Tür- oder Fensterkontakte.
Dies sind zum einen Sensoren, die Zustände und Veränderungen messen und in ein elektrisches Signal umwandeln, aber auch Aktoren, die eine mechanische Bewegung ausführen und damit die Geräte befähigen, klug zu handeln. Das hausinterne Netz verbindet alle intelligenten Geräte mit der zentralen Steuerung. Diese ist dann über das Smartphone oder Tablet von überall zu bedienen. In das Smart Home-Netz kann neben Haushaltsgeräten auch intelligente Unterhaltungselektronik eingebunden werden. Mit einem Smart TV können Sie zum Beispiel nicht nur normal fernsehen, sondern auch im Internet surfen und somit auf Online-Videotheken oder Video-Portale zugreifen und sogar video-telefonieren.
Smarte Lautsprecher mit sprachgesteuerten Assistenzsystemen wie Amazon Echo mit Alexa oder Google Home werden immer beliebter und vielseitiger. Mit Hilfe eines Sprachkommandos können Sie Bestellungen aufgeben, Musik abspielen oder Antworten auf Fragen bekommen. Ist der Lautsprecher in das Smart Home-System eingebunden, können Sie mit Hilfe eines Sprachbefehls auch das Licht ausschalten oder den Rollladen hochfahren lassen. Das Smart Home bietet besonders Menschen mit Einschränkungen die Möglichkeit, lange selbstbestimmt zu Hause zu leben. In diesem Zusammenhang wird häufig der Begriff Ambient Assisted Living (AAL) verwendet.
Das sind altersgerechte Assistenzsysteme, die zum einen den Nutzerinnen und Nutzern das Leben erleichtern, aber auch ihren Angehörigen die nötige Ruhe geben. Angehörige können z. B. über Bewegungsmelder, Tür- und Fensterkontakte schnell erkennen, ob es Unregelmäßigkeiten im gewohnten Tagesablauf gibt. Nutzerinnen und Nutzer können z. B. mit einem Knopfdruck alle Elektrogeräte auf einmal ausschalten. Die Möglichkeiten der Smart Home-Systeme sind sehr vielfältig. Die Geräte sind in der Regel einzeln oder vernetzt nutzbar. Einige lassen sich recht einfach selbst einrichten, für andere benötigt man jedoch Fachpersonal.
Die Kosten für ein Smart Home-System sind recht unterschiedlich, hängen aber maßgeblich davon ab, wie viele Geräte Sie miteinander vernetzen möchten. Generell ist zu bedenken, dass Sie für Smart Home-Systeme eine schnelle Internet-Verbindung und ausreichendes Datenvolumen benötigen.