Digitale Anwendungen
Nina, Katwarn und Co.: Diese Katastrophen-Warn-Apps gibt es
Waldbrände, Terroranschläge oder Überflutungen wie zuletzt im Südwesten Deutschlands haben das Bedürfnis nach Warnsystemen wieder deutlich wachsen lassen. Dabei geht es um präzise und vor allem rechtzeitige Voraussagen bei mess- und planbaren Ereignissen und eine rasche Informationsweitergabe bei nicht vorhersehbaren Ereignissen wie Unfällen.
Eine Möglichkeit dafür stellen Apps für das Handy dar. Während in den USA die App Citizen vor allem aus Datenschutzgründen in der Kritik steht (die Tagesschau hat berichtet), ergeben sich für Smartphone-Anwendungen hierzulande andere Probleme. Folgende Apps stehen bislang sowohl für Android als auch iOS zur Auswahl:
Nina: Vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) wird seit 2015 die Anwendung Nina angeboten. Sie gilt als offizielle Warn-App des Bundes und soll deshalb auch Warnungen aus anderen Anwendungen anzeigen. Im sogenannten Modularen Warnsystem (MoWaS) des BKK können Behörden und Institutionen aus Bund und Ländern Warnungen ausgeben, die dann in Nina integriert werden.
Katwarn: Vom Fraunhofer-Institut stammt die App Katwarn. Seit 2011 können dort Landkreise und Städte Warnungen ausgeben. Bei bestimmten gesellschaftlichen Anlässen wie Musikfestivals oder großen Sportereignissen bietet Katwarn als kostenlosen Service sogenannte Themen-Abos an. Das heißt, dass speziell auf ein Ereignis oder Thema zugeschnittene Informationen und Verhaltensregeln unabhängig vom eigenen Standort angezeigt werden. Die MoWaS-Meldungen sind auch in Katwarn integriert. Warnungen per SMS oder E-Mail sind ebenfalls möglich (zur Anmeldung).
Biwapp: Die Anwendung, deren Name für „Bürger Info- und Warn-App“ steht, ist vor allem auf kommunaler Ebene im Einsatz und warnt vor akuten Gefahren und örtlichen Einschränkungen. Auch hier sind die nationalen Warnungen des BKK enthalten. Bei individuellen Notfällen kann die Hilferuffunktion der App mit automatischer Standort-Erkennung genutzt werden.
WarnWetter: Vom Deutschen Wetterdienst (DWD) stammt die App WarnWetter. Hier werden Informationen zu Orkanen, Hochwasser, Sturmfluten oder Lawinen in Zusammenarbeit mit Partnern des DWD angezeigt. Wer mag, kann sich Vor-Ort-Warnungen bei Erkennung des eigenen Standorts ausgeben lassen. Kostenpflichtig sind beispielsweise Wettervorhersagen bis zu sieben Tage im Voraus und Angaben zur UV-Intensität (1,99€ pro Artikel).
Meine Pegel: Wer den Pegelstand von Seen und Flüssen in der näheren Umgebung erfahren möchte, kann dies mit der Anwendung Meine Pegel ortsgenau tun (statt nach Bundesländern aufgelistet, wie es in den anderen Apps der Fall ist). Hier können zudem einzelne Pegelstände ausgewählt werden. Sobald diese erreicht werden, wird eine Benachrichtigung bei Über- oder Unterschreitung verschickt. Die Übermittlung des Pegelstands erfolgt nach Angaben des Hochwasserportals mit 5 bis 20 Minuten Verzögerung.
Probleme und Kritik: Ist ein neues Handy-Warnsystem die Lösung?
Mit dem Rückbau der klassischen Sirenen als Zivilschutzsignale ab 1993 hat Deutschland kein flächendeckendes Sirenennetz mehr. Digitale Warnungen sind modern, offenbaren aber ebenso Lücken: Sämtliche vorgestellten Warn-Apps setzen darauf, dass Bürger:innen die Anwendungen installiert haben und über eine aktive Internetverbindung verfügen. Dabei sind die Nutzer:innen-Zahlen bislang nicht besonders hoch (bei Nina beispielsweise zehn Millionen Personen). Zudem gibt es zwar eine vertragliche Partnerschaft zwischen Katwarn und Nina und Biwapp und Nina, sodass in der Nina-App alle Informationen zusammenlaufen sollten. Doch zumindest bei der Flutkatastrophe im Juli ist dies nicht geschehen, wie Stiftung Warentest vermeldet. Zudem gibt es keine Benachrichtigungen für iPhone-Nutzer:innen, wenn das Gerät im „Nicht-stören“-Modus ist.
Als alternatives Warnsystem könnte „Cell Broadcast“ zum Tragen kommen. Dabei werden alle angeschalteten Handys in einer bestimmten Funkzelle erreicht – ohne vorherige Registrierung einer Telefonnummer oder Installation einer App. Erst wenn das komplette Mobilfunknetz zusammenbrechen würde, wäre dieses System lahmgelegt. Knackpunkt: 20 Millionen Euro für den Umbau und zehn Millionen Euro für laufende Kosten.
Nach dem 10. September 2020 findet der nächste bundesweite Warntag übrigens im September 2022 statt.