Alltagshelfer: Apps für Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigung

In der digitalisierten Welt von heute sind Smartphones nicht mehr wegzudenken. Sie sind unverzichtbare Begleiter im Alltag, die uns in vielen Bereichen des Lebens unterstützen können. Dies gilt besonders für Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen. Für sie bieten spezielle Smartphone-Anwendungen wertvolle Möglichkeiten, um den täglichen Herausforderungen begegnen zu können und ein Stück weit mehr Autonomie zu erlangen. In diesem Artikel stellen wir einige Anwendungen vor, die in verschiedenen Lebensbereichen eine Unterstützung darstellen können. Von Navigationshilfen über Texterkennungssoftware bis hin zu interaktiven Assistenzsystemen – diese Programme können Türen zu einer selbstständigeren und einfacheren Lebensführung öffnen.

Sprache-zu-Text-Apps

Sprache-zu-Text-Apps wandeln die gehörte bzw. gesprochene Sprache in Text um und zeigen diese auf dem Bildschirm des Smartphones an. Diese Funktion kann besonders für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen eine große Erleichterung darstellen, denn so können die Gespräche mitgelesen werden. Aber auch in anderen alltäglichen Situationen kann eine Sprache-zu-Text-App hilfreich sein, beispielsweise wenn Sie in einer Bahn sitzen und eine Sprachnachricht nicht laut abhören können oder wollen. Dann können Sie mithilfe dieser Apps die Sprachnachricht direkt in einen Text umwandeln, den Sie lesen können.

Speechnotes: Einfache Sprache-zu-Text-Umwandlung

Speechnotes ist eine solche  App. Sie ermöglicht es Menschen mit Hörbeeinträchtigung, Texte durch Sprache zu erstellen. Die App nutzt eine Spracherkennungstechnologien, um gesprochene Worte in geschriebenen Text umzuwandeln. Dies ist besonders hilfreich für diejenigen, die Schwierigkeiten mit dem Hören haben. Speechnotes kann kostenlos heruntergeladen und genutzt werden. Auf der Hauptwebsite von Speechnotes   können Sie direkt in Ihrem Browser diktieren. Sie finden die Website unter: https://speechnotes.co/

Für Android: Wenn Sie ein Android-Gerät verwenden, können Sie die Speechnotes-App im Google Play Store herunterladen. Der Link dazu ist: https://play.google.com/store/apps/details?id=co.speechnotes.speechnotes

Für Chrome-Erweiterung: Für Nutzer des Chrome-Browsers gibt es eine praktische Erweiterung, die das Diktieren in Chrome ermöglicht. Sie können die Erweiterung im Chrome Web Store finden, indem Sie hier klicken: https://chromewebstore.google.com/detail/speechnotes-speech-to-tex/nncconplehmbkbhkgkodmnkfaflopkji

Transkription für Android

Die "Automatische Transkription" ist eine kostenfreie App für Android-Nutzer, die es ermöglicht, gesprochene Sprache in Echtzeit in Text umzuwandeln. Dies ist besonders nützlich für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, da sie Gespräche und Vorträge leichter verfolgen können. Die App bietet anpassbare Einstellungen wie Textgröße, Design, Geräuschanzeige und unterstützt sogar eine Zweitsprache. Eine interessante Funktion ist die Vibrationsbenachrichtigung, wenn der Name des Nutzers erwähnt wird, und die Möglichkeit, Antworten direkt einzugeben. Die Transkriptionen können zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopiert werden.

Automatische Transkription für Android: Die App ist im Google Play Store erhältlich. Sie können sie über diesen Link zum Google Play Store herunterladen: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.google.audio.hearing.visualization.accessibility.scribe

Group Transcribe von Microsoft (nur für iOS)

"Group Transcribe", ein Projekt von Microsoft, ist eine App, die sich auf die Transkription von Gruppengesprächen spezialisiert hat und ausschließlich für iOS-Geräte verfügbar ist. Sie nutzt KI-gestützte Technologie, um Sprecher in Gruppengesprächen zu identifizieren und deren Worte genau zu transkribieren. Das Teilen eines (QR-)Codes ermöglicht es anderen, an der Unterhaltung teilzunehmen. Die App erkennt Groß- und Kleinschreibung sowie Satzzeichen, was die Lesbarkeit erhöht.

Group Transcribe von Microsoft für iOS: Diese App ist im Apple App Store verfügbar. Sie können sie über diesen Link herunterladen: https://www.microsoft.com/de-de/translator/blog/2022/03/17/microsoft-translator-and-group-transcribe-apps-can-help-bridge-the-communication-gap-for-refugees/

Audio- oder Sprachausgabe mithilfe von Screenreadern

TalkBack und VoiceOver sollen Menschen mit Sehbehinderung behilflich sein, das Smartphone zu einfacher nutzen. Es handelt sich hierbei um sogenannte Screenreader, also sprach- und gestengesteuerte Bedienungshilfen, die Inhalte auf dem Bildschirm vorlesen, akustische Rückmeldung geben und sogar Befehle ausführen können.

Talkback von Google

TalkBack ist der Screenreader für Android-Systeme. Die Anwendung ist nicht auf allen Android-Geräten standardmäßig vorinstalliert, kann aber problemlos und kostenfrei aus dem Google Play Store heruntergeladen werden. Wenn TalkBack aktiviert ist, können Texte auf dem Smartphone einfach vorgelesen werden, über Berührungen und gesprochenes Wort kannso auch mit dem Android-Gerät interagiert werden.

Talkback von Google für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.google.android.marvin.talkback&hl=de&gl=US

VoiceOver von Apple

VoiceOver stammt von Apple und ist standardmäßig auf iPhones und iPads vorinstalliert. Wenn VoiceOver aktiviert ist, wird das Gerät mithilfe von Gesten und sprachlichem Feedback gesteuert. Dabei beschreibt eine Stimme alles was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Man kann sich Texte oder die Uhrzeit vorlesen lassen oder andere vorhandene Apps und Steuerungselemente öffnen. Der Screenreader ist mit Siri kompatibel, so dass beide miteinander kombiniert werden können. Blinde und sehbehinderte Personen können so zum Beispiel Nachrichten via Sprachsteuerung schreiben und sich die Antwort über VoiceOver vorlesen lassen.

Hilfeseiten von Apple zu VoiceOver: https://support.apple.com/de-de/guide/iphone/iph3e2e415f/ios

All diese Apps und Bedienhilfen bieten praktische Lösungen für den Alltag und fördern die Unabhängigkeit von Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen. Moderne Technologie finden so Anwendung, um bei der Überwindung von Barrieren zu unterstützen und den Nutzern ein selbstbestimmteres Leben zu ermöglichen. Der Artikel beruht auf Recherchen von M. Feuerlein, ehemalige Mitarbeiterin des Digital Kompass Teams.